Buyakasha trotz Explosion bei der Challenge Kraichgau!

Im stärksten Feld, dass Europa jemals über eine Half-Ironmandistanz (die Zahlen zum Event: 3.880 Starter incl. Staffeln aus 38 Nationen, dabei ca. 60 Profis, sieben beteiligte Kommunen, 20 involvierte Vereine und mehr als 2.000 Helfer)  gesehen hat, habe ich gestern bei tollem Wetter und zehntausenden von Zuschauern in 4:30:58 h den 66. Gesamtplatz von ca. 2100 Einzelstartern belegt.

Vor dem Start: mit Katja (Orga) und Simon, vor dem ich mich gerade noch so ins Ziel retten konnte... ;-)

Vor dem Start: mit Katja (Orga) und Simon, vor dem ich mich gerade noch so ins Ziel retten konnte… 😉

Mein Ziel war unter 4:35 h zu finischen. Done!

Ich wollte die 1,9 km in ca. 28 min schwimmen –> 27:40 min. Done!

Ich wollte die 90 km mit ~ 1000 Höhenmetern in ca. 2:30 h fahren –> 2:28:15 h (Schnitt ca. 36,4 km/h). Done!

Ich wollte den Halbmarathon so nah wie möglich an die 1:30 h laufen –> 1:31:54 h (Schnitt: 4:21 min/km). Done!

Es gibt aber mehr zu erzählen, als diese Zahle: die Schwimmzeit ist gut. Allerdings zeigt der Vergleich zu anderen Sportlern, dass auch eine Zeit von unter 27 min möglich gewesen wäre, wenn ich besser im Wasserschattenschwimmen wäre (Konjunktiv aus). Leider musste ich aber – wie so oft – viele meiner Wasserschattenspender ziehen lassen. Ich bin da echt schlecht drin, dass muss geändert werden. Und zum 1. Mal in 9 Jahren Triathlon wurde mir die Schwimmbrille runtergeschlagen. Kurz anhalten, Brille richten und weiter. Alles aber nicht so schlimm, die Zeit ist ok. Beim Neoausziehen einen kleinen Wadenkrampf bekommen. Trotzdem guter 1. Wechsel und ab auf’s Rad.

Hier lief es von Anfang an sehr gut, aber der Blick auf meine Pulsuhr schockierte mich. Diesbezüglich ein bisschen off-topic: laut einer Leistungsdiagnostik in 2011 sind meine Pulsbereiche auf dem Rad wie folgt: GA 1 bis 135; GA2 bei 145 und EB bei 155. Meine 4 mmol/l-Schwelle liegt bei 167. Mein Durchschnittpuls auf dem Rad lag in der ersten Stunde bei 165, maximal bei 180! Des is e bissl zu viel! Muss da mal nachhaken… Nach 8 km fuhr die Holländerin Yvonne van Vlerken auf mich auf. Da ich wusste, dass wir sehr ähnliche Radleistungen haben, entschloss ich mich fortan – natürlich in fairem 10m-Abstand – mit ihr zu fahren. Bei km 15 flog mein Vereinskamerad Thomas Heuschmidt an uns vorbei; anders kann man das nicht nennen. Er fuhr am Ende die 11. beste Radzeit und schneller als 20 männliche Profis. Yvonne und ich harmonierten sehr gut und zu zweit machten wir Plätze gut. Yvonne lag zu diesem Zeitpunkt etwa an 5. Stelle der Frauen. Bei Büchig, nach ca. 40 km hatten wir die Plätze 2 bis 4 eingeholt (darunter auch die spätere Siegerin und die spätere Drittplatzierte). Bis dahin hatten wir ca. 2 min auf diese Gruppe gutgemacht. Wir zogen vorbei und wollten uns weiter absetzen, was uns jedoch fortan nicht gelang. Leider wurde da nicht immer fair gefahren, worüber sich Yvonne berechtigt sehr aufgeregte. Wettkampfrichter sah ich nur ein Mal: da gab es eine Zeitstrafe für einen Russen. Auch mir gefiel dies nicht und ich versuchte bei den Anstiegen nach Tiefenbach und nach Eichelberg zwei Mal davonzufahren. Ich habe dabei sicherlich einige Lebensjahre im Kraichgau gelassen, denn ich hab mich da 2 mal für ~3 Minuten richtig abgeschossen. Doch jedes Mal, wenn ich oben war, und der Blick zurück erfolgte, war die Gruppe noch da. Auf der Abfahrt von Eichelberg versuchte ich es nochmal, aber da war nix zu machen.

Am Schindelberg bei km 80, gute Laune, da tolle Radform

Am Schindelberg bei km 80, gute Laune, da tolle Radform

Von da an hielt ich mich mit Hinblick auf das Laufen zurück. Mit einem Schnitt von 36,4 km/h war das Radfahren richtig stark und ich fühlte mich noch ganz gut, obwohl die Vorderseite beider Oberschenkel schon stark angegriffen waren.

Mit einem guten 2. Wechsel, wo mir mein Arbeitskollege Klaus Mader wie immer die Schuhe reichte, ging es auf den äußerst hügelligen Halbmarathon, wo 3 Runden à 7 km zu laufen waren.

1. Laufrunde bei km 3, langer Schritt, sieht noch gut aus...

1. Laufrunde bei km 3, langer Schritt, sieht noch gut aus…

Die ersten beiden Runden liefen den Umständen entsprechen super. Es fühlte sich die ganze Zeit so an, als würde ich gleich einen Oberschenkelkrampf bekommen, was jedoch nicht passierte. Da es mittlerweile doch recht warm war, galt es auch an den Verpflegungsstationen für ausreichend Kühlung von außen zu sorgen. Die erste Runde lief ich ein bisschen zu schnell in 28:34 min (Schnitt 4,04 min/km). Die zweite Runde in 30:14 min (Schnitt 4:20). Damit war klar, dass ich mir 32 min für die dritte Runde erlauben konnte und es würde für eine Endzeit von unter 4:30 h und einen sehr starken Halbmarathon reichen. Doch schon auf dem leichten Bergabstück anfangs der 3. Runde merkte ich, wie mir die Oberschenkel völlig zuknallten und mein Schritt immer kürzer wurde. Und es wurde immer schlimmer: ich explodierte förmlich: zwischenzeitlich fürchtete ich tatsächlich nochmals um meine Zielzeit von 4:35 h, da das, was ich gerade tat, nicht mehr viel mit Laufen zu tun hatte. Mehrfach war ich kurz davor zu gehen. Es fühlte sich an wie ein 7 min-Schnitt pro km, auch wenn es das nicht war. Bergauf war die Hölle, aber auch im Flachen kam ich nicht von der Stelle. Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich sogar Gedanken ans Aufgeben hatte, so schlecht ging es mir. Es zogen noch einige Kontrahenten auf den letzten Kilometern vorbei – u. a. auch mein Vereinskollege Sebastian – und ich verlor auf dieser letzten Runde noch ca. 12 Plätze. Muskulär war ich völlig am Ende. Selbst auf dem letzten km, der wieder leicht abfällig ist, konnte ich in keinster Weise mehr beschleunigen. Trotzdem lief ich überglücklich nach 4:30:58 h über die Ziellinie.

Finishline...

Finishline…

Für die letzte Runde benötigte ich stolze 33:16 min (Schnitt 4:50)! Mir war auch – erstmals in meinem Leben – völlig wurscht, dass mich auf der Zielrunde noch jemand überholte. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr.

Im Ziel war ich erstmal tot und sehr nahe dran mich in medizinische Betreuung zu begeben, da ich nicht mehr frei stehen konnte, mir sehr schwindelig war und die ganze Umgebung in ein gleißendes helles Licht getaucht war.

völlig fertig...

völlig fertig…

Nach 10 min nahmen diese Umstände jedoch wieder ab und nach 6 Stück Kuchen, 1-2 Bananen, 5 Stück Melonen und ca. 2 Litern Flüssigkeit – das alles innerhalb von ca. 20 Minuten 😉 – sah die Welt schon wieder besser aus und ich konnte meinen Erfolg endlich richtig genießen. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert 😉

der nette Simon (aka die kenianische Wade) kümmert sich liebevoll um mich ;-)

der nette Simon (aka die kenianische Wade) kümmert sich liebevoll um mich 😉

Ach ja, für die Statistiker: nach dem Radfahren lag ich ungefähr an Gesamtposition 40. Das superspannende Rennen gewann Andreas Raelert vor dem Franzosen Sylvain Sudrie und Sebi Kienle. In meiner Radflasche waren 6 Gels und beim Laufen nahm ich nochmals 4 oder 5 zu mir.

Einzelplatzierungen in den jeweiligen Disziplinen:

Swim 62.          Bike 41.              Run 167. (uffz, und das mit nem 1:31er Halbmara)

In meiner Altersklasse TM30 wurde ich 12. von 248 im Ziel.

8 von ca. 25 Profifrauen lagen – alle aufgrund besserer Laufleistung – im Ziel vor mir

Glückwunsch an meinen Daddy, meine Vereinskollegen Thomas Heuschmidt, Sebastian Hess, Simon Schanzenbach, an meine Kumpels Marco Hufnagel & Christian Groß zu tollen Leistungen und natürlich an alle anderen, die ihre persönlichen Ziele erreichen konnten oder einfach nur Spaß hatten!

starke TV-Forst-Jungs (von links): Thomas (24.), Simon (68.), Sebastian (49.) und ich (58.)

starke TV-Forst-Jungs (von links): Thomas (24.), Simon (68.), Sebastian (49.) und ich (58.)

Danke an alle, die mich vor Ort anfeuerten, am Live-Ticker mitfieberten, mir die Daumen drückten, Fotos schossen oder Splitzeiten durchgaben! Alles hat zu dem gestrigen Ergebnis beigetragen!

Eins noch: ein Blick in den Bikepark zeigte, dass meine Black Pearl wohl eine der letzten ihrer Art ist… Alurahmen habe ich nur noch wenige gesehen… und damit die 41. Radzeit… Buyakasha!!! 😉

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2 Antworten zu Buyakasha trotz Explosion bei der Challenge Kraichgau!

  1. Dennis Kneip schreibt:

    Herzlichen Glückwunsch !
    guter Bericht 🙂

  2. dietmar schreibt:

    Hallo Tobi,
    herzlichen Glückwunsch zu der super Leistung.
    Dein Bericht war wie immer sehr unterhaltsam.
    Ich war an der Versorgungsstelle in Langenbrücken beim Cola reichen eingeteilt, beim der letzten Runder hast du wirklich sch…. ausgesehen 🙂

    Schöne Grüße
    Dietmar

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